Bei strahlendem Sonnenschein frühstücken wir in Nizza in der Nähe unseres Hotels typisch französisch in einer kleinen Bar. Es gibt leckeren Kaffee, schon wieder nur Croissants und ein bisschen was zu gucken. Zum Beispiel einen hektischen Herren mittleren Alters, der sein Auto vor einer großen Möve schützen will… der Vogel sitzt bequem auf dem Cabriodach und kehrt prompt provozierend genau dahin nach der ersten Vertreibung zurück.

Dann geht es los Richtung Norden. Wir wollen auf mehreren Etappen in die französischen Alpen, wo und wie genau wissen wir noch nicht, nur der heutige Übernachtungsstopp in Sisteron ist fix.
Durch dichten Verkehr verabschieden wir uns von Nizza entlang der Promenade. Am Flughafen, wo der Fluß Var ins Meer mündet, biegen wir ins Landesinnere ab. Industriegebiete und semi-hübsche Vorstädte wechseln sich ab. Nach einem Kreisverkehr, an dem sich Vésubie und Var treffen, verläuft die gut ausgebaute M6202 und spätere D6202. Es geht durch die Schlucht des Var – entlang der Felsen, durch Tunnel und teilweise als Einbahnstraße.


Wir passieren die stattliche hoch über uns thronende Festung von Entreveaux.

Hinter Entreveaux machen wir den Schwenk auf die D4202 und N202 um weiter nach Westen zu fahren. Es ist eine angenehm kurvige Straße durch eine Schlucht. Wir schrauben uns in die Höhe. Den Himmel beobachten wir schon die ganze Zeit mit etwas Sorge. Es wird immer düsterer und wir packen uns schonmal entsprechend wasserdicht ein. Bisher sind wir um die Schauer herumgekurvt, in einem bewaldeten Abschnitt bricht aber dann doch ein feiner Sturm los. So schnell es dunkel wurde und geblitzt und gedonnert hat, so schnell ist es auch vorbei. Wir haben mal wieder Glück gehabt und nach dem Col de Toutes Aures wird es wieder freundlicher.
Unerwartet blitzt bei Saint-Julien-du-Verdon der Lac de Castillon unterhalb der Straße auf. Auf einem großen Parkplatz direkt am See machen wir eine Picknickpause und vertreten uns die Beine.




Über Saint-André-les-Alpes und Digne-les-Bains düsen wir danach weiter nach Sisteron. Da SB die falsche Adresse im Navi eingespeichert hat (Iris oder Ibis, da kann man sich schonmal vertun), drehen wir eine extra Runde 10 km vor dem Ziel.
Ein Teil der Tour verlief heute auf der Route Napoléon, dem Weg Napoléons und seiner Getreuen 1815 von Antibes am Mittelmeer über Sisteron nach Grenoble, zur Wiedererlangung der Macht in einem Gewaltmarsch von 6 Tagen. Seine daraufhin folgende Herrschaft dauerte hundert Tage bis zur Schlacht von Waterloo.
Die alte Stadt Sisteron erfreut aus Süden kommend mit einer tollen Stadtansicht inklusive der Zitadelle oben auf dem Felsen oberhalb der Häuser. Aber unsere Strecke gönnt uns nicht wirklich ein schönes Foto, die Autobahn …


Wir checken ein und während wir unser Gepäck abnehmen und uns parallel mit einem anderen Motorradfahrer unterhalten – summt es in SLs Haaren, SL wird untypischerweise hektisch und zack hat eine Biene auch schon mitten auf dem Kopf zugestochen. Direkt sehr, sehr schmerzhaft. SL holt sich gleich Eiswürfel im Hotel und SB operiert einen großen Stachel samt Giftsack aus SLs Kopfhaut. Die arme Biene…
Zum Glück ist nach zwei Stunden der Schmerz vorbei und wir ziehen mit den Moppeds zum Abendspaziergang nach Sisteron in die Altstadt. Das Licht ist traumhaft und die Altstadt schon leer. Die Zitadelle hat zwar schon geschlossen, aber man hat von halber Höhe auch einen tollen Blick auf die Stadt, das Tal und den markanten Felsen am anderen Ufer der Durance.





Wir überlegen kurz, ob wir in der Altstadt was essen, aber die meisten Lokale haben schon zu (19:30…) und die geöffneten sprechen uns nicht an (die Speisekarte liest sich irgendwie überall gleich).




Zurück im Hotel buchen wir noch rasch die nächsten Übernachtungen. Wir werden wieder drei Nächte am Stück in einer schönen Unterkunft verweilen, um die Seele baumeln zu lassen (und weil das Wetter Kapriolen schlagen soll).


