Schweren Herzens verlassen wir Spanien schon wieder mit unserer Routenplanung in Richtung der Pyrenäen. Unser bisher entspanntes Tempo stellt uns vor die Entscheidung, ob wir in Spanien bleiben. Wir wollen aber weiterhin gemächlich reisen, also wird das nichts mit Spanien und Frankreich in der uns zur Verfügung stehenden Zeit und unseren Reisegewohnheiten.
Bis in den Morgen hat es geregnet und wir starten bei Nieselregen durch einigen Verkehr raus aus der Großstadt Donostia (der baskischer Name für San Sebastián. Im spanischen und französischen Baskenland sind beide Schreibweisen auf den Ortsschildern, wobei das Baskische die offizielle Sprache ist). Vorbei an Irun und durch Ohebrio auf der breiten N-121-A und N-121-B erstmal in Richtung Elizondo (Spanien). Bis dahin geht es fantasielos, aber trocken über eine Schnellstraße bis wir den kleinen Ort erreichen und dort für einen Spaziergang und eine Pause anhalten.







Unsere Ur-Angst begleitet uns wieder, dass wir gegen 14:00 nichts zu essen bekommen. Aber siehe da, wir erblicken eine kleine Tapas-Bar die geöffnet ist – wir sind ja auch noch in Spanien!

Besser hier auch nochmal die Moppeds aufgetankt, denn wer weiß wie die Infrastruktur in den Pyrenäen ist.
Hinter Elizondo, dem Hauptort der Gemeinde Baztan und Zentrum des Baztan Tals, wird die Straße schmaler. Bei Ordoqui biegen wir auf die kleine NA-2600 ab. Uns begegnen die ersten Highlights auf der Strecke: Kuh-, Schaf- und Pferdeherden sowie deren Hinterlassenschaften auf den Straßen und die Geier über uns in der Luft. Je höher wir uns schrauben, desto kurviger und nebliger wird es. Aber kein weiteres Fahrzeug ist weit und breit und so üben wir hier ordentlich Spitzkehren fahren!



Es geht weiter nach oben auf den Col d‘Ispeguy (Izpegi Pass). Dort verläuft die Grenze zu Frankreich und wird fahren auf der D949 wieder auf französischem Boden (Nouvelle-Aquitaine).

Genau mit der Grenze wird die Straße zweispurig und gut ausgebaut, die Kurven dafür etwas sanfter im Vergleich zur spanischen Seite. Kurvenbefestigung, Leitplanken o.ä. gibt es trotz der steilen Hänge nicht. Wir versuchen mit dem Fokus total auf der Strecke zu bleiben, obwohl die Aussicht dazu verleitet den Blick schweifen zu lassen.




Weiter geht es auf der D15 durch Saint-Jean-Pied-de-Port und auf der D933 durch Saint-Jean-le-Vieux. Mit der D18 nehmen wir den Col d‘Haltza und den Col d‘Haritzcurutche mit, bevor es anspruchsvoller zum Col de Burincurutcheta geht. Jede Kurve nehmen wir mit Bedacht, denn es könnte rutschig sein… Kies, Split, frische Hinterlassenschaften von allen möglichen Paarhufern und Pferden.
Die Abzweigung zur D19 führt uns über ein Bett aus Rollsplit und durch eine Pferde- und Schafherde. Wir müssen feststellen, die Tiere sind entspannter als wir. Es geht erst sanft, dann heftig zum Col d‘Iraty (Bagargui Pass). Oben atmen wir durch, nicht wissend, dass es die Abfahrt auf der Ostrampe nach Larrau ziemlich in sich hat und noch dazu eine Baustelle uns durch Schlamm und Erde zwingt. Wir sind mutterseelenalleine auf dieser Fahrt.







Gefordert, aber auch beindruckt von der Einsamkeit und der Natur erreichen wir erschöpft von ungewohnten Kurven die Unterkunft in Larrau. Wir haben den Gedanken, dass das für uns Haarnadelamateure erst der Einstieg in die Kurvenakrobatik in den Pyrenäen ist und es noch krasser wird.
Der Ort Larrau hat nicht mehr als die Unterkunft und ein paar Häuser zu bieten.
SB: “Wir sind ja schon mitten drin in den Pyrenäen!“ SL: “Nein, das ist erst der Anfang! SB: “Das fühlt sich aber schon so an…“
Noch in voller Montur wird SB vor dem Hotel von einem Amerikaner auf ihr Motorrad angesprochen und er verwickelt sie in ein Gespräch gemäß “GS-Fahrer unter sich“. SL wird schon leicht nervös und will einchecken und die Motorradkluft endlich abwerfen. Er fotografiert White Rabbit sogar, denn so eine F 750 GS mit Beklebung hat er noch nicht gesehen (obwohl er in USA in der Zulieferung arbeitet) . Wir gönnen uns zur Feier des Tages ein richtig gutes Abendessenmenü in dem angeschlossenen Restaurant.
Wildlife heute: zahlreiche Geier


