#33 Austern in Arcachon

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Wir frühstücken im Freien. Zum einen, weil die Temperatur sehr angenehm ist und zum anderen, weil mitten im Frühstücksraum eine Gruppe Franzosen für alle deutlich hörbar und sichtbar eine Videokonferenz abhält.

Wir trödeln etwas und starten nicht ganz so zeitig nach Arcachon. Ungefähr 8 km sind es bis zur Strandpromenade, von wo aus auch die Boote nach Cap Ferret abfahren.

Es sind 26 Grad und die Boote sind voll. Wir bleiben daher bei einem Fußmarsch durch die Stadt. Arcachon gehört wie die Düne von Pilat zur Uferzone des Meeresnaturparks „Bassin d‘Arcachon“. Früher ein kleines Fischdorf, entwickelte sich Arcachon im 19. Jahrhundert zum Luxusbadeort für die betuchten Industriellen aus Bordeaux.

Wer es sich leisten konnte, baute eine Villa in der oberhalb des Strandes gelegenen “Winterstadt“, der Ville d‘Hiver. Dort stand auch bis zu seinem “warmen Abriss“ 1977 das Maurische Kasino. Der ehemalige Standort ist heute Einlass in den schönen und Schatten spendenden Maurischen Park. Man erreicht ihn über Fußgängerrampen oder mit einem Aufzug. Neben den zahlreichen hübschen Villen gibt es noch eine bekannte Aussichtsplattform, die leider für uns nicht erreichbar war – „Route Barrée“ selbst für Fußgänger.

Wir schlendern wieder zurück Richtung Strandpromenade, wo unsere Motorräder stehen und peilen bei mittlerweile 29 Grad unser nächstes Ziel an: La Maison de l’Huître (das Haus der Auster) in Gujan-Mestras. Das Becken von Arcachon ist aufgrund der dort herrschenden idealen Bedingungen Heimat zahlreicher Austernzuchten und -fischer. Das Meeresbecken hat sauberes Wasser durch Ebbe und Flut und einen Süßwasserzulauf, was den Salzgehalt positiv beeinflusst. Außerdem bietet es durch die geringe Wassertiefe eine für die Reproduktion der Austern optimale Temperatur und günstige Lichverhältnis zum Gedeihen der Hauptmahlzeit der Austern, dem Phytoplankton. Das Becken von Arcachon hat sich nach desaströsen Austernkrankheiten in den 1970er Jahren durch Einführen einer neuen Austernart aus Japan zum Austernzuchtbecken Europas entwickelt. Die jungen Austern kommen also mit 8-10 Monaten als Zuchtaustern in Austernfarmen in ganz Europa oder sie kommen im Bassin d‘Arcachon in einen der Austerparks, wo sie noch bis zum 3. oder 4. Lebensjahr gedeihen, bevor sie auf dem Festtagstisch einer französischen Familie landen. Das alles erfahren wir in dem kleinen Museum von einer deutsch sprechenden Angestellten quasi in einer Privatführung. Allerdings: Austernzucht ist Massentierhaltung dieser Meerestiere und die Krankheitswellen der letzten Jahre (2008, 2013, 2021) mit verschiedenen Viren und Bakterien haben anscheinend ausschließlich die Zuchtaustern und nicht die wilden Austern – die es dort auch in hoher Zahl gibt – betroffen.

SL will es anschließend genau wissen und wir kehren in eine der zahlreichen Austernfischerhütten am Hafen Larros ein. SB verzichtet… es gibt Dinge, die sind nicht verhandelbar.
Abends kommt SB in einem Asia Street Food Restaurant auf ihre Kosten.