#11 Bayeux und die Landungsstrände

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Für SB eine Selbstverständlichkeit, für SL nur unter Murren möglich: die Besichtigung des UNESCO Weltkulturerbes “La Tapisserie de Bayeux“. Der Bildteppich der Königin Mathilda ist eine in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstandene Stickarbeit auf einem rund 52cm hohen Tuchstreifen. In Bild und Text wird auf 68m in 58 Einzelszenen die Eroberung Englands in der Schlacht von Hastings durch den Normannenherzog Wilhelm dem Eroberer dargestellt. Die Schlussszenen fehlen, sodass das Tuch ursprünglich vermutlich länger gewesen sein muss. Wir schieben uns in einer Schlange mit anderen Audioguidehörern an 58 beschriebenen Szenen vorbei. Das Ganze ist toll inszeniert und sehr informativ (findet SL auch)! Das Gedränge hält sich sehr in Grenzen, da die Organisation des Museums vorbildlich ist und der Besucherstrom kontrolliert an dem langen Glaskasten vorbeigelenkt wird. Das Original kann nicht fotografiert werden.

SLs Wow-Effekt ist die Kathedrale von Bayeux (SB: gääähn). Ein großer und beeindruckender Bau, wie immer mitten in zentraler Lage. Bayeux an sich ist eine entzückende und lebendige Stadt. Viele kleine Cafés und Restaurants bilden ein friedliches Kleinstadt-Flair. Erwähnenswert ist, dass Bayeux als einzige Stadt im Calvados keine Zerstörung im 2. Weltkrieg erfahren hat. Die Alliierten haben die Stadt bei den dem D-Day vorausgehenden Bombenangriffen verschont und die Deutschen sind Richtung Caen abgezogen.

Wir sind im Départment Calvados, da müssen wir auch mal einen Calvados, also einen Apfelbranntwein aus Cidre, probieren. Nur wenn der Apfel im genau definierten Gebiet einer Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) gewachsen und gereift ist, darf er später eine der drei Ursprungsbezeichnungen tragen: AOC Calvados, AOC Domfrontais oder AOC Pays d’Auge.

Der erste idyllische Calvados-Probier-Zwischenstopp in den Apfelplantagen ist leider geschlossen, daher fahren wir erstmal weiter zu den Landungsstränden “Batterie Longue-sur-Mer“. Wikipedia sagt: „Diese ist die einzige deutsche Küstenbatterie des Atlantikwalles mit teilweise noch erhaltenen Kanonen in der gesamten Normandie. Die Batterie besteht aus vier Geschützbunkern, die Kanonen und Bunker weisen unterschiedliche Zustände auf und sind teils zerstört.“
Wir versuchen anti-zyklisch zu den vielen Schülergruppen zu laufen, um nicht mit ca. 30 kreischenden und kichernden Teenagern zeitgleich in einem unbeleuchteten Bunker zu sein. Hat aber nicht wirklich funktioniert… für beide Seiten.

Unser zweiter Calvados-Zwischenstopp bei Ferme Félicité ist erfolgreich und SB macht eine Mini-Probe eines fassgereiften 12-jährigen und eines 3-jährigen Calvados. Im Ergebnis nehmen wir aus Platzgründen Calvados Mini-Flaschen und 2 Cidre-Flaschen für den späteren Verzehr mit. Der Besuch dort lohnt sich in jedem Fall, wir hatten ein schöne Zeit und einen netten Plausch.

Wir wollen mehr über die Landungsstrände wissen und besuchen nun das „Memorial Museum of Omaha Beach“. Ein eindrucksvoller Film und zahlreiche Exponate lassen nur erahnen, wie es damals 1944 zugegangen sein muss. Unbeschreiblich, sich vorzustellen, was die Soldaten und die Zivilisten erlebt haben.

Kaum aus dem Museum draußen, zieht der Himmel rasch zu. Es windet immer heftiger und auf dem Motorrad sind die starken seitlichen Windböen echt unangenehm.

Kurzentschlossen lassen wir unser nächstes Zwischenziel Pointe du Hoc ausfallen und starten direkt Richtung Coutances. Wir kriegen unseren ersten Regenguss seit Abreise ab und lernen: Regenschutz immer direkt griffbereit haben! SB muss erstmal einen Koffer abmontieren und von ganz unten das Raincover für den Tankrucksack rausfummeln. Ein stattlicher Baum bietet uns für diese Aktion Schutz. Kaum sitzen wir regenbereit wieder auf, lässt der Schauer auch schon nach.

Wir cruisen kurvenreich dem Abend und Coutances entgegen. Bei Saint-Fromond wird es verwunschen. Herrschaftliche Häuser, wunderschöne Kastanienbäume in voller Blüte, Mini-Straßen, die tunnelartig seitlich bewachsen sind. Per Zufall oder weil Engel reisen, umkurven wir das wirklich üble Wetter – im Rückspiegel wird der Himmel immer dunkler und immer wenn wir direkt auf eine Regenfront zufahren, biegen wir vorher ab.

Unterkunft heute: Ibis Budget Coutances. Dort angekommen begutachten wir erstmal die Motorräder. Obwohl wir dem Regen davon gefahren sind, sehen wir bzw. die Bikes aus wie die Schweinchen.

Wildlife heute: wir sind anscheinend in zu dicht besiedeltem Gebiet. Hier gibts ja nicht mal Fasane?!